Medikamente im Straßenverkehr: Ein unterschätztes Risiko
Es ist wieder so weit, die kalte Jahreszeit kommt auf uns zu. Das Land niest, hustet und klagt über die üblichen Erkältungssymptome wie Halsweh, Kopfschmerzen, Schnupfen und Husten.
Bekanntlich lindert eine große Auswahl an Arzneimittel Erkältungsbeschwerden und erleichtert den Alltag. Doch deren Einnahme kann auch Gefahren bergen. Abseits von unerwünschten Neben- und Wechselwirkungen, warnen zahlreiche Experten immer wieder vor einer verminderten Fahrtüchtigkeit.
Diese Einschränkung wird zumeist durch die dämpfenden Wirkungen von bestimmten Arzneistoffen auf das zentrale Nervensystem verursacht. Hieraus resultieren eine geringere Aufmerksamkeit und ein vermindertes Reaktionsvermögen. Manche Produkte beeinflussen auch das Urteilsvermögen und die Selbsteinschätzung. Das kann sich in riskantem Fahrverhalten äußern.
Einer Untersuchung zufolge sollen zwischen 8 Prozent und 25 Prozent aller Verkehrsunfälle direkt oder indirekt auf eine Medikamenteneinnahme zurückzuführen sein.
Hier sind einige Beispiele für Arzneimittelklassen, die teilweise die Reaktionsfähigkeit oder die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen können:
- Bestimmte Schmerzmittel, Arzneistoffe gegen Fieber oder Entzündungen können schnell müde machen, stärkere Präparate machen fahruntüchtig.
- Einige Patienten reagieren auf Allergiemittel mit Müdigkeit. Diese Produkte sollten keinesfalls mit „Aufputschmittel“ kombiniert werden.
- Manche Medikamente gegen Bluthochdruck oder Arzneimittel, die zur Behandlung von epileptischen Anfällen eingesetzt werden, wirken sich negativ auf die Fahrtüchtigkeit aus.
- Gefährlich kann es auch bei Augentropfen werden, da sie das Sehvermögen beeinträchtigen können.
- Zuletzt können auch eine Reihe von Psychopharmaka, Schlaf- und Beruhigungsmittel die Konzentrationsfähigkeit massiv beeinflussen. Heimtückisch ist hier der sogenannte Hangover-Effekt. Bis zu 16 Stunden nach einer Einnahme kann hier noch mit einer „Restwirkung“ gerechnet werden. Laut einer Studie des deutschen TÜV steigt das Unfallrisiko nach Einnahme eines Schlaf- oder Beruhigungsmittels um das 3,5-fache.
Zu beachten ist zudem: Werden mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen, können sich die negativen Wirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit verstärken.
Dies gilt leider auch für rezeptfreie Produkte, pflanzliche Heilmittel und Nahrungsergänzungsmittel. Besonders gefährlich ist die Mischung von Alkohol und Arzneimittel. Bitte bedenken Sie, dass auch einige Hustenmittel und Tropfen gegen Verdauungsbeschwerden Alkohol enthalten können.
Lesen Sie deshalb unbedingt immer den Beipackzettel, bevor Sie Auto oder Fahrrad fahren. Wer sich nicht sicher ist, ob sein Medikament die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt, kann gerne in unserer Apotheke nachfragen.
Referenzen
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK), Vorsicht: Medikamente und Fahrtüchtigkeit vom 26. April 2011
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, AGES Medizinmarktaufsicht, Wissenswertes über Arzneimittel – Verkehrstüchtigkeit vom 06.11.2019
Presseaussendung Kuratorium für Verkehrssicherheit vom 24. Januar 2017