Resistenz gegen Krebsmittel – ein neues Therapiekonzept
Die sogenannte Anti-Angiogenese ist ein modernes Behandlungsprinzip in der Krebstherapie. Anti-Angiogenese ist das Gegenteil von Angiogenese. Dieser Begriff leitet sich aus der altgriechischen Bezeichnung für Gefäß (Angio) und Entstehung (Genese) ab. Der Begriff Angiogenese beschreibt also die Entstehung von Blutgefäßen im menschlichen Körper. Unter dem medizinischen Fachausdruck Anti-Angiogenese versteht man somit die Unterdrückung der Entstehung von Blutgefäßen. Angiogenese-Hemmer sind demnach Arzneistoffe, die die Entstehung von neuen Blutgefäßen im Körper verhindern.
Seit langem ist bekannt, dass es auch bei Krebserkrankungen zu einer Gefäßneubildung kommt, die als Tumor-Angiogenese bezeichnet wird. Der Grund dafür ist, dass Tumoren ebenfalls aus Zellen bestehen, die genau wie gesunde Körperzellen Sauerstoff und Nährstoffe brauchen. Auf Grund der Tatsache, dass sich Krebszellen häufig teilen, ist ihr Bedarf sogar besonders hoch.
Schon vor 30 Jahren entstand die Idee, genau diese Gefäßneubildung als Ansatz für die Krebsbehandlung zu nutzen. Arzneistoffe, die gegen den dafür zuständigen Wachstumsfaktor (VEGF)-Rezeptor gerichtet sind, stoppen die Neubildung von Blutgefäßen und deren Einsprossung in den Tumor und schneiden ihn so von der Versorgung ab. Mit diesem Mittel werden die Krebszellen gleichsam „ausgehungert“. Bedauerlicherweise entwickeln Tumoren oft eine Resistenz gegen diese Behandlungsstrategie. Die Hintergründe und Details dieser Resistenzentwicklung waren bisher unklar.
In einer aktuellen Untersuchung an Mäusen mit Leberkrebs konnte nun erstmals ein internationales Forscherteam zeigen, dass Lebertumoren, die anfänglich gut auf eine Therapie ansprachen, ihre Blutversorgung zunächst hauptsächlich über die Angiogenese sicherstellten.
Im Verlauf der Therapie gingen sie jedoch dazu über, aktiv die bereits vorhandenen Blutgefäße des umgebenden Lebergewebes zu verwenden, und wurden dadurch resistent gegen den verwendeten Arzneistoff (Sorafenib).
In der Hemmung dieser „Gefäß-Mitnutzung“ (vessel co-option) sehen die Autoren nunmehr einen neuen Ansatzpunkt, um zukünftige Anti-Angiogenese-Therapien zu ergänzen beziehungsweise effektiver zu machen.
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