Vitamin D – zu viel kann schädlich sein!
Als Vitamin D wird eine Gruppe von mehreren Substanzen bezeichnet. Der essenzielle (lebensnotwendige) Stoff wird unter Einwirkung von UV-B-Licht in der Haut gebildet. Heutzutage ist bekannt, dass sowohl ein Mangel, aber auch eine Überschuss an Vitamin D zu Störungen im Kalziumhaushalt und im Phosphatstoffwechsel führen. Eine Einnahme von Vitamin D ist somit nicht nur eine präventive, sondern immer auch eine therapeutische Maßnahme.
Durch Aufrechterhaltung des physiologischen Kalziumspiegels im Serum ist dieses wichtige fettlösliche Vitamin u. a. an der Knochengesundheit beteiligt. Vitamin-D-Mangel bei Erwachsenen kann zu Osteoporose und Osteomalazie führen. Bei UV-Bestrahlung werden in der Haut Vorstufen gebildet, aus denen über Zwischenschritte in Leber und Niere das eigentlich wirksame Calcitriol produziert wird. Im Gegensatz zu den anderen Vitaminen ist der menschliche Organismus in der Lage, seinen Bedarf an Calciferolen (Vitamine der D-Gruppe) selbst zu synthetisieren. Wenn die körpereigene Produktion jedoch nicht ausreicht, beispielsweise bei mangelnder UV-Bestrahlung, können Cholecalciferol, auch bekannt unter dem Namen „Vitamin D3“, oder Ergocalciferol, das ist das „Vitamin D2“, oral eingenommen werden.
Bei Vitamin D besteht immer dann eine Gefahr einer Überdosierung, wenn über einen längeren Zeitraum sehr hohe Dosen in Form von Nahrungsergänzungen eingenommen werden. Überdosierung geht mit dem Risiko einer Hypervitaminose einher, die sich als Hyperkalzämie (zu viel Calcium im Blut) und Hypophosphatämie (zu wenig Phosphat im Blut) manifestieren kann. Die Symptomatik beinhaltet Verkalkungen von Niere und Epiphysenfugen (Wachstumsfugen) sowie unspezifische Krankheitszeichen wie Übelkeit mit Erbrechen, Appetitlosigkeit aber auch Obstipation.
Zwei Fallberichte, aktuell publiziert von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, zeigen, dass die Einnahme von vermeintlich harmlosen Vitamin-D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln schädlich sein kann. Eine 78-jährige Patientin und ein 60-jähriger Patient hatten sich eigenständig Vitamin-D-haltige Präparate besorgt und täglich hohe Dosen von 10.000 IE (Internationale Einheiten, 1 IE entspricht 0,025 Mikrogramm) bzw. 50.000 IE am Tag eingenommen. Beide entwickelten ein akutes Nierenversagen. Hinweise auf alternative Ursachen, beispielsweise Tumorerkrankungen, gab es nicht.
Diese Fallberichte verdeutlichen einmal mehr: Wenn höhere Dosierungen von Vitamin D erforderlich sind, sollte die Einnahme unter ärztlicher Aufsicht und regelmäßiger Kontrolle des Vitamin-D-Status erfolgen. Für die tägliche Aufnahme wurde von der Europäischen Lebensmittelbehörde eine tolerierbare, d. h. sichere Obergrenze von 4000 IE am Tag für Heranwachsende und Erwachsene festgelegt. Eine Dosierung von 800 bis 1000 IE am Tag reicht jedoch in der Regel aus.
Wegen der genannten Risiken raten wir davon ab, eigenständig hochdosierte Vitamin-D-Präparate einzunehmen. Bei Fragen steht Ihnen das Team der Apotheke zum Schutzengel gerne zur Verfügung.
Literatur:
- Autier P et al. Effect of vitamin D supplementation on non-skeletal disorders: a systematic review of meta-analyses and randomised trials. Lancet Diabetes Endocrinol. 2017 Dec; 5(12): 986-1004.
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Stellungnahme zur Bewertung von Vitamin-D-haltigen Produkten. (01/2016). Revision 1.1 (2017). Braunschweig 2017.